Saarbrücker Zeitung vom 06.10.2003

Dem Meisterstück folgt die Enttäuschung

Basketball-Bundesligist TV Saarlouis verliert bei Aufsteiger Göttingen knapp mit 89:91

Von SASCHA SPRENGER

 

Immer besser Neuzugang Durdica Prijic (links) kommt beim Basketball-Bundesligisten TV Saarlouis immer besser in Schwung. Beim 73:55-Heimsieg gegen den deutschen Meister Marburg erzielte sie 15 Punkte. FOTO: RUPPENTHAL

 

Saarlouis. 600 begeisterte Zuschauer. Eine fantastische Stimmung. Viel Tempo und eine überragende Abwehrleistung. Basketball-Bundesligist TV Saarlouis hat den deutschen Meister BC uniVersa Marburg am Freitag vergangener Woche mit 73:55 aus der Halle gefegt. Respekt vor der Leistung der Royals, die immer wieder aufs Neue überraschen.

Überragend am Freitag: Zuzana Polonyiova. Kaum hatte das Spiel begonnen, schnappte sich die 26-jährige den Ball, positionierte sich hinter der Dreierlinie und zog ab - drin. Die erste Szene im Angriffsspiel der Royals, eine bezeichnende Szene für dieses Spiel. Und vielleicht auch für die gesamte Saison. Der TV Saarlouis griff pausenlos an. In der ersten Hälfte, in der Polonyiova 14 Punkte erzielte, deklassierten die Royals den deutschen Meister mit 45:22 - die Vorentscheidung. Erstaunlich ist die Leistungsdichte im Team. Neuzugang Durdica Prijic, seit zwei Wochen erst in Saarlouis, erzielte mit spektakulären Aktionen 15 Zähler. Vier Spielerinnen punkteten zweistellig, Neuzugang Agathe Kiersz fügte neun Punkte hinzu. "Das war ein toller Sieg", freute sich Trainerin Zsuzsanna Boksay und sagte hinterher sogar: "Wir können noch viel besser spielen. Wir stehen gerade erst am Anfang der Saison." Die Gegner können sich also warm anziehen.

Zumindest wenn der TV Saarlouis in der heimischen Kreissporthalle spielt. Die Niederlage gegen den Vize-Meister Wasserburg bei den Season Open (der erste Spieltag wurde zentral in Marburg ausgetragen) ist trotz des Sieges gegen Marburg noch nicht vergessen. Nationalspielerin Andrea Harder ärgert sich: "Die Partie gegen Wasserburg wäre eigentlich ein Heimspiel für uns gewesen. Heute hat man unsere Heimstärke gesehen. Ich bin sicher, dass wir hier zu Hause mit den Zuschauern im Rücken gewonnen hätten." Harder möchte, im Unterschied zum Vorjahr, aber auch auswärts endlich öfter punkten. Nur zwei Auswärtssiege brachten die Royals in der letzten Saison zustande. "Schwabing, Bensberg, Wedel oder Göttingen - das sind Mannschaften, bei denen wir gewinnen können und eigentlich auch müssen. Wenn uns da etwas gelingt, können wir das Wasserburg-Spiel wieder wettmachen." Aber: Bei Aufsteiger Göttingen verloren die Royals am Sonntagnachmittag nach zweimaliger Verlängerung mit 89:91. Eine Enttäuschung nach dem Aufwärtstrend, der sich noch am Freitag abzuzeichnen schien.

Saarbrücker Zeitung vom 06.10.2003

Marburg hatte einfach keine Chance

Saarlouiser Basketballerinnen schlagen in der Kreissporthalle den deutschen Meister BC uniVersa Marburg

Von SASCHA SPRENGER

Saarlouis. "Die Mädels fangen langsam an, richtig guten Basketball zu spielen." TVS-Trainerin Zsuzsanna Boksay ist von dem Spiel ihrer Mannschaft angetan. Denn besser hätten die Saarlouiser Basketballerinnen ihre Heimpremiere nicht gestalten können. Sie gewannen ihre Bundesliga-Partie gegen den deutschen Meister BC uniVersa Marburg mit 73:55 (45:22). Vor 600 begeisterten Zuschauern in der Kreissporthalle ließen die Royals dabei nie einen Zweifel aufkommen, wer am Ende die Halle als Sieger verlassen würde. Zuzana Polonyiova trifft in den ersten fünf Minuten gleich drei Dreier. Andrea Harder und Durdica Prijic stehen ihr in nichts nach, und nach zehn Minuten führt Saarlouis mit 24:12.

Im zweiten Viertel geht das Spiel munter so weiter. Jetzt punkten auch die anderen Saarlouiserinnen. Agathe Kiersz fügt sich mit zwei Treffern ebenso gut ein wie Katja Zberch, die nach Anfangsschwierigkeiten ebenfalls ihr lockeres Händchen beweist. So ist die Partie bei 23 Punkten Differenz bereits zur Halbzeit entschieden. Insgesamt zeigen die Royals eine beeindruckende Vorstellung. Tolle Spielzüge, Einsatz, Kampfeswillen und ein Zusammenspiel der Extraklasse.

"Irgendwie waren wir in der ersten Hälfte gar nicht richtig auf dem Feld und haben eine ganz schlechte Vorstellung abgegeben. Unter dem Korb haben wir gar nichts zustande gebracht", meinte Marburgs Trainer Uwe Scheidemann, "Aber Saarlouis hat eine gute Mannschaft. Wir haben schon letztes Jahr hier verloren, und hier werden noch einige Mannschaften schlecht aussehen." Nach einigen Abgängen aus der letztjährigen Meistermannschaft fehlt es bei den Marburgerinnen noch etwas an der Abstimmung. Gefährlich wurden sie lediglich durch Einzelaktionen von Nationalspielerin Katja Munck und Distanzwürfen der starken Kanadierin Jacqueline Lavallee. Beste Werferin bei den Gästen wurde die Ungarin Livia Aniticis mit 14 Punkten, davon vier Dreier.

Ganz anders dagegen die Royals. Aus einer starken und aggressiven Abwehr heraus ging es immer wieder schnell nach vorne. Und dort wusste Marburg überhaupt nicht, auf wen es sich konzentrieren sollte. Denn außer Barbara Csipko, die etwas Pech mit ihren Würfen hatte, punkteten die Royals mit allen Spielerinnen. Vier Spielerinnen erzielten zweistellige Punktwerte. Auch die Reboundarbeit wurde gut aufgeteilt und lag nicht nur bei einer oder zwei Spielerinnen. Vor allem erwähnenswert: die Leistungssteigerung von Centerspielerin Durdica Prijic. Nach erst etwa einer Woche mit der Mannschaft fügte sie sich nahtlos ein. Mit spektakulären Hakenwürfen und guten Bewegungen ließ sie der Marburgerin Christen Roper, einer der besten College-Spielerinnen der USA, kaum eine Chance. Die kam gerade einmal auf fünf Punkte und vier Rebounds, während die Jugoslawin 15 Zähler und sechs Rebounds sammelte.

"Nur zu Beginn der zweiten Hälfte fielen wir in ein kleines Loch", gibt Trainerin Zsuzsanna Boksay zu, "Aber wir sind in den ersten 20 Minuten auch ein hohes Tempo gegangen." So gewannen die Gäste das dritte Viertel mit 16:10. Aber die Saarlouiserinnen fingen sich wieder und stellten in den letzten zehn Minuten wieder klar, dass die Punkte in der Kreissporthalle bleiben. Schon eine Minuten vor dem Ende erhoben sich die Fans und feierten ihre Mannschaft. Und so war denn auch Trainerin Boksay am Ende recht zufrieden: "Das war ein unglaublicher Sieg, vor allem wegen der Höhe des Ergebnisses. Alle waren sehr motiviert, die Reboundarbeit war exzellent. So kann es weitergehen."

Punkte: Polonyiova 18, Harder 17, Prijic 15, Zberch 14, Kiersz neun.

Saarbrücker Zeitung vom 01.10.2003

TVS endlich zu Hause

Basketball-Bundesligist TV Saarlouis empfängt am Freitag den BC Marburg

Von SASCHA SPRENGER

Saarlouis. Selbst in den Play-offs wurden sie im letzten Jahr noch belächelt. Als Vorrunden-Fünftem wurde dem TV Saarlouis gegen den Vierten aus Bonn keine Sieg-Chance zugetraut. Doch dann das: Saarlouis deklassiert Bonn - und zieht ins Halbfinale um die deutsche Basketball-Meisterschaft ein. Und wieder waren die Experten sicher: Spätestens jetzt ist Saarlouis chancenlos. Wo doch der Gegner der TSV Wasserburg ist, der die Vorrunde so klar beherrscht hatte. Doch wieder straften die Royals alle diese Experten lügen. In einem von schlechten Schiedsrichterleistungen geprägten ersten Spiel unterlagen die Saarlouiserinnen in Wasserburg. Doch die Reaktion kam prompt: 85:83 bezwangen sie den hohen Favoriten in der Kreissporthalle und erzwangen ein drittes Spiel. Dort fehlten ihnen nur drei Minuten zur endgültigen Sensation - dem Finaleinzug.

Doch eins haben die Saarlouiser Basketballerinnen auf jeden Fall geschafft: Unterschätzt werden sie in diesem Jahr nicht mehr. Auch deshalb, weil der Kader für diese Spielzeit qualitativ etwas stärker erscheint als im Vorjahr. Klar, es sind wieder "nur" sieben Spielerinnen. Doch die haben es in sich. Andrea Harder führt die Mannschaft an, ihre Klasse ist unbestritten. Katja Zberch ist genau wie Zuzana Polonyiova geblieben. Beide haben in der abgelaufenen Saison so manches Spiel entschieden und stellen wesentliche Bausteine im Saarlouiser Spielsystem dar. Neu dabei sind: Durdica Prijic, Agathe Kiersz und Barbara Csipko als Ersatz für Tina Wagner. Die Triererin setzt aus beruflichen Gründen ein Jahr mit Erstliga-Basketball aus. Mit der jungen Ungarin Csipko, die auf Empfehlung von Trainerin Zsuzsanna Boksay geholt wurde, verfügen die Royals über eine auch offensiv starke Spielerin. "Sie ist frech, zieht zum Korb und ist unheimlich schnell", beschreibt Boksay ihre neue Aufbauspielerin. "Mit ihr haben wir im Angriff noch mehr Varianten." Die bietet auch Agathe Kiersz, die die Position von US-Girl Amber Jansen übernimmt. Trotz ihrer erst 21 Jahre hat sie schon Erfahrungen an einem US-College und in der Bundesliga (Ludwigsburg) sammeln können. Von der Statur her spielt sie eher unter dem Korb, wirft aber auch sehr gut von außen und steht gut in der Abwehr. Vielseitig eben - wie das ganze System der Royals. Da passt auch die neue Centerin Durdica Prijic optimal rein. Die Jugoslawin ist eine Macht unter den Körben - mit jeder Menge internationaler Erfahrung aus Europaliga und Fiba-Cup. Boksay: "Im Angriff hat sie tolle Bewegungen drauf und wirkt auch sonst solide. Man merkt bei ihr die jugoslawische Schule." Das TVS-Eigengewächs Sandra Dziurdzia (18) rundet den Kader ab.

Mit diesen Sieben will der TVS erst einmal die Grundlagen für die Play-offs schaffen - und dann im Januar noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen: Verstärkungen für die Endrunde. Denn die ist das Ziel - ohne Wenn und Aber. "Eine gute Position nach der Vorrunde, die erste Play-off-Runde überstehen - und dann sehen wir weiter", fasst Mannschaftsführerin Andrea Harder zusammen. Doch einfacher wird das in diesem Jahr gewiss nicht. Denn nach den Leistungen der letzten Saison wird wohl niemand mehr den TVS unterschätzen.

Auch nicht der BC Universa Marburg, seines Zeichens Meister und Pokalsieger. Obwohl sich dessen Gesicht stark verändert hat. Aus dem letztjährigen Meisterteam fehlt vor allem Tini Ishaque, die zu Dorsten gewechselt ist. Centerspielerin Yvonne Weber legt gerade eine Babypause ein, die beiden Amerikanerinnen Kreuser und Cromartie erhielten keinen neuen Vertrag. Dafür kam mit der 1,96 Meter langen Christen Roper eine der besten amerikanischen Collegespielerinnen nach Marburg. Und dazu gesellen sich Jacqueline Lavallee aus Kanada sowie die beiden Ungarinnen Zsuzsa Tarnai und Livia Anitics. Marburg bleibt also eine Klasse für sich, auch wenn das Zusammenspiel noch nicht perfekt klappen kann. Und darin liegt die Chance des TVS. Alle Energie dürfen die Royals am Freitag aber nicht verbraten. Schließlich steht am Sonntag noch das Auswärtsspiel in Göttingen auf dem Plan. Und ein Sieg sollte am Wochenende mindestens her.

 

Saarbrücker Zeitung vom 01.10.2003

Die Royals orientieren sich an der Spitze

Basketball-Bundesligist TV Saarlouis empfängt am Freitag den deutschen Meister Marburg

Von SASCHA SPRENGER

Saarlouis. Schuscha ist wieder da. Fast drei Wochen war Zsuzsanna Boksay nicht bei ihrer Mannschaft. Statt dessen betreute sie als Co-Trainerin die ungarische Basketball-Nationalmannschaft der Frauen. "Zeitaufwändig war die Angelegenheit schon", gibt sie zu, "aber es hat sich gelohnt. Immerhin konnte ich bei der Europameisterschaft alle guten Mannschaften beobachten. Dabei kann man viel lernen, gerade als Trainer."

Zeitgleich musste ihre Vereinsmannschaft, der TV Saarlouis, bereits den ersten Ligaspieltag absolvieren. Ohne die Trainerin. Ein Nachteil natürlich, genau wie für die BG Rentrop Bonn, denen die polnische Nationalcenterin Gaby Mrohs fehlte. "Aber darauf hat von den Ligaverantwortlichen niemand Rücksicht genommen", kritisiert Boksay. "Ich glaube nicht, dass das eine glückliche Lösung war. So entsteht dazu der Eindruck, als hätte der deutsche Damen-Basketball kein Interesse an der EM oder an neuen Spielsystemen."

Doch nun ist sie wieder zurück. Gerade rechtzeitig zum ersten "richtigen" Heimspiel nach der Eröffnung in Marburg. Jetzt kommt der BC uniVersa Marburg in die Saarlouiser Kreissporthalle (Freitag, 18 Uhr). Meister und Pokalsieger ist die Mannschaft von Trainer Uwe Scheidemann letzte Saison geworden. Davon kann der TV Saarlouis nur träumen. Noch, wenn man den Worten von Zsuzsanna Boksay Glauben schenken darf. Sie sieht ihre Mannschaft nämlich stark im Aufwind. Nicht nur von der jetzigen Qualität her, sondern auch für die Zukunft. "Der Verein hat Perspektive. Junge Spielerinnen haben hier alle Möglichkeiten, erstligatauglich zu werden", sagt sie. Der Verein ist es spätestens seit dem Ende der vergangenen Saison. Mit Platz vier haben sich die Royals endgültig im Kreis der Großen etabliert.

Dass es noch weiter als bis ins Halbfinale hätte gehen können, stimmt Boksay ebenfalls optimistisch: "Wir waren ganz nah dran, ins Endspiel einzuziehen. Uns fehlten gerade einmal zwei Minuten. Auch Platz drei wäre drin gewesen." Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Grundlagen dafür werden gerade geschaffen. Im Mädchenbereich trainieren Spielerinnen aus dem ganzen Saarland bei Andrea Harder und Zuzana Polonyiova. Dort hat Boksay schon einige Talente entdeckt, die den Sprung schaffen können. Sofern sie am Ball bleiben. Ein gutes Beispiel: Sandra Dziurdzia. Der 18-jährigen Tochter von Beata Dziurdzia - Anfang der 90er Jahre die Garantin für den Saarlouiser Aufstieg - traut Boksay einiges zu. "Hier bewegt sich etwas. Der Verein und das Umfeld werden immer professioneller", fasst Boksay zusammen. In ihrem ersten Jahr konnte sie gerade einmal mit zwei Spielerinnen zwei Mal täglich trainieren, in der letzten Saison waren es schon vier. Jetzt stehen sogar sechs Spielerinnen täglich morgends und abends in der Kreissporthalle. Ein ungeheurer Vorteil. Boksay: "Regelmäßiges hartes Training bildet die Grundlage für den Erfolg. Hier in Saarlouis geht es einfach immer vorwärts. Langsam, Schritt für Schritt, wird die Qualität von Umfeld und Mannschaft immer besser."

 

Saarbrücker Zeitung vom 29.09.2003

Harder hat den Traum von Europa nicht aufgegeben

Die Basketball-Nationalspielerin über sich, ihre Perspektive im Ausland und die Entwicklung bei Bundesligist TV Saarlouis

Von SASCHA SPRENGER

Saarlouis. Entspannt sitzt Andrea Harder beim Italiener um die Ecke und studiert die Speisekarte. Sie wählt Nudeln und Salat - ganz wie man es von einer Sportlerin erwarten darf. Ein Lächeln hat sie auch wieder auf den Lippen. Das 63:73 am ersten Spieltag der Basketball-Bundesliga gegen den TSV Wasserburg hat sie abgehakt. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet. Schließlich kommt am Freitag der deutsche Meister und Pokalsieger in die Kreissporthalle. Um 18 Uhr trifft der TV Saarlouis auf den BC uniVersa Marburg, der in diesem Jahr Deutschland im Europapokal vertritt.

Dort will Harder sehr bald auch spielen. "Mich reizt dieser internationale Vergleich. Zum Beispiel in der Europaliga", sagt sie. Und verbindet damit einen Wechsel nach Frankreich oder Spanien: "Das war schon immer ein Kindheitstraum von mir." In der Sommerpause hat dies nicht geklappt. "Das ist nicht sehr glücklich gelaufen", erinnert sie sich an die gescheiterten Verhandlungen. "Die Zahl der für mich in Frage kommenden Teams reduziert sich auf etwa zehn. Denn ich will nicht zu einem Aufsteiger. Aber die deutsche Liga und ihre Spielerinnen sind im Ausland nicht so anerkannt." Die ungeheure Masse an Spielerinnen aus osteuropäischen Ländern, die keinen Nicht-EU-Ausländerplatz mehr belegen, erschwere ihr Vorhaben. "Ich hätte wahrscheinlich etwas bekommen, wenn ich noch länger gewartet hätte, aber ich wollte endlich Gewissheit haben." Gewissheit bedeutet ihr, eben zu wissen, was die Zukunft bringt. Sie blieb in Saarlouis - eine, wie sie es nennt, perfekte Kombination, was die Vereinswahl in Deutschland betrifft. Denn hier kann sie Beruf und Basketball optimal verbinden. Ihr Arbeitgeber, ein Ingenieurbüro, lässt ihr den Freiraum, zwei Mal pro Tag zu trainieren. "Das ist ideal", sagt sie. "Das will ich nicht einfach so aufgeben und irgendwo ein Risiko eingehen." Und dann spricht sie aus, was die Saarländer gerne hören werden. "Hier in Saarlouis hat sich sportlich viel getan. Wir haben uns in den drei Jahren, die ich jetzt hier bin, immer weiterentwickelt. Vielleicht können wir auch einmal im Europapokal spielen." Andrea Harder weiß, dass dieser Wunsch in erster Linie finanziellen Zwängen unterliegt. Der TV Saarlouis wirtschaftet solide. Aber ob er das Wagnis "Europapokal" vielleicht in der nächsten Saison eingehen will und kann, das lässt sich noch nicht absehen.

Zumindest wäre es ein Argument, eine der besten deutschen Basketballerinnen im Saarland zu halten. Die Verantwortlichen der Royals wissen, dass Andrea Harder wie keine andere Spielerin für Professionalität steht und dadurch hilft, Damen-Basketball populärer zu machen. Für junge Spielerinnen dient sie als Vorbild - und nimmt diese Rolle gerne an. In Saarlouis betreut sie zusammen mit Zuzana Polonyiova und Agathe Kiersz Jugendteams des Vereins. Mädchen aus dem halben Saarland kommt zu ihr ins Training der weiblichen A-Jugend. Für Andrea Harder ist das ein wichtiger Faktor: "Die Entwicklung hier geht natürlich nicht bis ins Unendliche, vor allem finanziell sind Grenzen gesetzt. Deshalb ist es wichtig, junge Spielerinnen mit Talent heranzuführen und ihnen vorzuleben, was es heißt, professionell Basketball zu spielen." Dafür ist sie das beste Beispiel.

Mit 17 Jahren kam sie zum BTV Wuppertal, der Übermannschaft der vergangenen zehn Jahre. "Damals dachte ich nicht ans Geld verdienen", erzählt sie, "ich wollte einfach jedes Training mitmachen und so viel wie möglich lernen. Heute kennen es viele Jugendliche nicht mehr, für etwas hart arbeiten zu müssen. Egal in welchem Bereich. Aber genau das sollte ihnen ständig vorgelebt werden."

Nicht nur aufgrund dieser professionellen Einstellung wurde sie von den Royals nach dem Abgang von Tina Wagner zur Mannschaftsführerin gewählt. Harder aber glaubt nicht, dadurch viel mehr Arbeit zu haben: "Wir haben eine unheimliche Harmonie im Team. Da bin ich bei Problemen als Vermittler fast unnötig, da jeder mit jedem über Unstimmigkeiten reden kann." Diese Harmonie soll auch der Schlüssel zum Sieg am Freitag gegen Marburg sein. Ein Sieg, der sie auch ein kleines Stückchen näher an ihren Traum von Europa heranbringt.

 

Saarbrücker Zeitung vom 27.09.2003

Die Korbjagd kann endlich beginnen

Zum Auftakt der neuen Saison reisen die Basketballerinnen vom TV Saarlouis nach Marburg

Von SASCHA SPRENGER

Motivierte Truppe Die Basketballerinnen um Manager Oliver Kraulich wollen am Sonntag in Marburg punkten. Keine leichte Aufgabe, denn mit dem TVS Wasserburg spielen die Royals gegen den Vizemeister. Foto: Seeber

Saarlouis. Die Basketballerinnen des TV Saarlouis gehen in ihre nächste Saison in der Bundesliga. Und nach den Erfolgen im letzten Jahr dürfen die Fans auch in dieser Spielzeit auf spannende Spiele und ein erfolgreiches Abschneiden ihrer Mannschaft hoffen. Denn obwohl das Team von Trainerin Zsuzsanna Boksay ein etwas anderes Gesicht besitzt, dürften qualitativ keine Abstriche zu beklagen sein. Am meisten schmerzt natürlich der Verlust von Nationalcenterin Lubica Schultze, die dem Ruf Calais nicht widerstehen konnte. Doch mit der Jugoslawin Durdica Prijic konnte TVS-Manager Oliver Kraulich einen adäquaten Ersatz mit jeder Menge   internationaler Erfahrung verpflichten. Sobald die Eingewöhnungsphase vorbei ist, wird der TVS an der 1,96 Meter langen Prijic sicher eine Menge Freude haben.

Ebenfalls den Verein verlassen haben US-Girl Amber Jansen sowie Tina Wagner. Während die Amerikanerin keinen neuen Vertrag erhielt, macht die Aufbauspielerin aus Trier berufsbedingt ein Jahr Pause. Die Neuverpflichtungen können sich jedoch sehen lassen: Im Aufbau zieht nun die ungarische Junioren-Nationalspielerin Barbara Csipko die Fäden. Dazu kommt die deutsche U20-Nationalspielerin Agathe Kiersz für die großen Positionen. Die Ex-Ludwigsburgerin verbrachte zwei Jahre an einem College in den USA, bevor sie nun für die Royals auf Korbjagd geht. Damit verfügt der TVS nun über sechs Spielerinnen, die permanent zwei Mal pro Tag trainieren können - ein unschätzbarer Vorteil. Denn Katja Zberch, Zuzana Polonyiova und nicht zuletzt Nationalspielerin Andrea Harder blieben den Royals erhalten. Der Kader wird durch die beiden Eigengewächse Sandra Dziurdzia und Miriam Kraulich komplettiert, die bereits im letzten Jahr Erstligaluft schnupperten. Doch der Saisonstart hat es für die Royals in sich. Zum Auftakt im Rahmen der Season Open in Marburg trifft der TVS am Sonntag (16.30 Uhr) auf Vizemeister TSV Wasserburg. Eine schwere Aufgabe, zumal Saarlouis der Heimvorteil verloren geht. Wasserburg hat sich zudem enorm verstärkt und hinterließ in den Testspielen einen hervorragenden Eindruck. Doch die neue Mannschaftsführerin Andrea Harder sieht eine gute Chance für ihre Mannschaft: "Wir haben sie auch im letzten Jahr zwei Mal geschlagen. Da ist auf jeden Fall etwas drin."

Schon eine Woche später kommt dann der amtierende Meister und Pokalsieger BC Marburg in die Kreissporthalle. "Das ist natürlich ein heftiges Auftaktprogramm", meint Andrea Harder, "Aber wir haben gut trainiert und werden nicht mehr den Fehler begehen, den wir im letzten Jahr gemacht haben. Damals wollten wir zu viel und waren am Anfang verkrampft. Jetzt gehen wir locker, aber gut vorbereitet in die Partien." Ab Montag dann auch wieder mit Trainerin Zsuzsanna Boksay, die noch als Co-Trainerin der ungarischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Griechenland weilt. Keine optimale Situation, aber anderen Teams ergeht es ebenso, vor allem, was Spielerinnen angeht. "Das schaffen wir schon", ist sich Manager Oliver Kraulich sicher.

Saarbrücker Zeitung vom 27.09.2003

Durdica will ganz nach oben

Basketball-Bundesligist Saarlouis startet mit neuer Centerin

Von SASCHA SPRENGER

Saarlouis. Für Durdica ist es das Gefühl, das zählt. "Ich liebe es, nach Hause zu kommen und sagen zu können: Seht her, ich bin mit meiner Mannschaft Meister geworden. Da ist es völlig egal, wo das war. Aber dieses Gefühl will ich immer wieder erleben." Durdica Prijic, neue Centerspielerin von Basketball-Bundesligist TV Saarlouis, weiß genau, was sie will. Möglichst jedes Spiel gewinnen und am Ende ganz vorne stehen. Das hat die 29-jährige Jugoslawin auch schon einige Male geschafft. In Namur/Belgien, ihrer ersten Station im Ausland, gewann sie in zwei Jahren zwei Meisterschaften und zwei nationale Pokale. Auch in den starken Ligen in Griechenland, Israel und der Türkei musste sie auf Titel nicht verzichten.

Überall dort konnte sie viel Erfahrung in der Europaliga sammeln und kam überall auf überdurchschnittliche Werte, was Punkte und Rebounds angeht. In Jugoslawien war sie über mehrere Jahre die beste Jugendspielerin, bis sie ihre "Europa-Tour" begann. Kurzum: Eine starke und erfahrene Spielern, die TVS-Manager Oliver Kraulich nach dem Weggang von Nationalcenterin Lubica Schultze (Calais) verpflichtet hat. "Sie wird uns offensiv sicherlich weiterhelfen. Sie ist eine starke Brettcenterin mit guten Bewegungen, wirft kaum von außen, dazu ist sie kräftig und erfahren", meint Mannschaftsführerin Andrea Harder. In der Defensive wird es vor allem auf die Abstimmung mit den anderen ankommen. "Das braucht ein wenig Zeit", weiß die Nationalspielerin.

Wie schnell sie schon zu der erhofften Hilfe werden kann, steht allerdings noch in den Sternen. Schließlich kam sie erst am Dienstag in Deutschland an. Verzögerungen beim Visum hatten eine frühere Anreise unmöglich gemacht. "Das hat schon ziemlich genervt, wochenlang auf gepackten Koffern zu sitzen und praktisch nur auf eine Unterschrift zu warten", gibt sie zu. Doch jetzt ist sie endlich da und kann es kaum erwarten, endlich wieder zu spielen. Von ihrer Mannschaft ist sie sehr positiv überrascht: "Normalerweise ist die deutsche Liga im Vergleich mit Griechenland oder der Türkei nicht so gut, aber was ich bisher gesehen habe, sieht sehr gut aus." Auch an Selbstvertrauen mangelt es der 29-jährigen nicht: "Wenn die Mannschaft im letzten Jahr Vierter war, werden wir in diesem Jahr mindestens Dritter. Wenn nicht sogar noch mehr", sagt sie mit einem Schmunzeln.

Das hören die Fans natürlich gerne. Allerdings müssen sie noch eine Woche warten, bis sie die 1,96 Meter lange Prijic in der Kreissporthalle bewundern können. Denn der erste Spieltag der Saison findet zentral in Marburg statt. Dort heißt der Gegner für den TVS am Sonntag (16.30 Uhr) TSV Wasserburg, immerhin der Vizemeister. Dass es am Sonntag schon ernst wird, überrascht Durdica dann doch etwas. "Sonntag geht es schon los? Ich dachte, das war eher scherzhaft gemeint." Doch sie ist Profi genug, um auch das hinzukriegen: "Das schaffen wir schon. Dann lege ich halt einige Nachtschichten ein, um die Systeme zu lernen." Schließlich will sie wieder das Gefühl erleben, ganz oben zu stehen.

zurück