Saarbrücker Zeitung vom 18.02.2003
Saarlouis im Finale fast chancenlos
Saarlouis (spr). Der Rahmen für ein tolles Endspiel war gegeben. Eine mit 400 Zuschauern gut gefüllte Kreissporthalle, dazu das "ewig junge" Derby zwischen den Baskets 98 Völklingen und dem gastgebenden TVS - Spannung und packende Szenen waren also programmiert. Dass das Finale um den Pokal des Basketball-Verbandes Saar am späten Sonntagabend dann doch recht einseitig zu Gunsten der Basket ausfiel (103:82), lag zum einen an den stark aufrumpfenden Völklingern, zum anderen aber auch am Saarlouiser Verletzungspech. TVS-Coach Mariusz Dziurdzia konnte gerade auf fünf gesunde Spieler zurückgreifen.
Diese Verletzungssorgen hätten den TVS bereits fast den Einzug in das Endspiel gekostet. Gegen den Landesligisten aus Bous kamen die Saarlouiser Oberligisten nämlich
Kampfbetont Beim Pokalfinale zwischen dem TV Saarlouis und den Baskets 98 Völklingen wurde um jeden Ball hart gekämpft. Hier behauptet sich der Saarlouiser Christian Neuber gegen Stefan Knopp und Gunter Gärtner. FOTO: SEEBER
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mächtig ins Rudern. Zwar führte Saarlouis von Beginn an mit fünf bis acht Punkten, doch nach und nach kontrollierten die Bouser das Spiel - und führten in Hälfte zwei sogar mit bis zu zehn Punkten. Erst dann wurde Saarlouis wach - und das Spiel dramatisch: Nur noch wenige Sekunden. Der TVS führt mit drei Punkten, als Bous ein "Dreier" gelingt. Dazu pfeifen die Schiedsrichter noch ein Foul. Auch der Freiwurf sitzt - ein Punkt Führung für Bous. Tempo-Gegenstoß Saarlouis, wieder ein Foul. Seelenruhig verwandelt der Saarlouiser Jimmy Lauter die zwei Freiwürfen zum 82:81 - und zum Sieg.
Die Pokalträume des TVS endeten jedoch abrupt. Die hochmotivierten Völklinger ließen die Royals im Finale nie richtig zur Entfaltung kommen. Vor allem Center Pascal Zimmer und Aufbauspieler Dirk Ernst stellten die Saarlouiser immer wieder vor unlösbare Probleme. Bis zwei Minuten vor der Pause blieb der TVS noch dran (35:36). Dann ließen Kraft und Konzentration nach. Das nutzten die Spieler der Baskets gnadenlos zum 35:48 noch vor der Pause aus. Der Rest war für die abgezockten Baskets Routine. "So eine Schwächephase darf man sich gegen Völklingen nicht leisten", bilanzierte TVS-Trainer Dziurdzia
Saarbrücker Zeitung vom 14.02.2003
Lauters lockeres Händchen
TVS-Trainer Dziurdzia: Jimmy schießt schneller als John Wayne
Saarlouis (spr). "Der Junge schießt wie John Wayne - nur noch schneller." Natürlich redet Basketball-Trainer Mariusz Dziurdzia nicht über einen Revolverhelden im Wilden Westen. Er meint einen seiner Jungs aus der Saarlouiser Oberliga-Mannschaft und dessen schnelle Wurfbewegung, gegen die fast kein Verteidiger ein Mittel weiß.
Obwohl: In den Wilden Westen würde Jimmy Lauter schon passen - bei dem Vornamen. "Meine Eltern wollten eigentlich irgendwann nach Amerika ziehen. Da hätte ich dann schon einmal den passenden Namen gehabt", erzählt der 21-Jährige lachend. Doch daraus wurde nichts. Statt in Texas spielt er in Saarlouis Basketball. Und wie. In seinem zweiten Jahr beim TVS ist Lauter zu einem echten Leistungsträger geworden. Pro Spiel erzielt er im Schnitt über 24 Punkte. Nur der Jugoslawe Pendic von Meisterschaftsanwärter Orient Mainz trifft noch häufiger. Lauters
Strahlemann Jimmy Lauter hat gut lachen. Der 21-Jährige ist einer der besten Korbjäger der Oberliga.FOT O: SCHMIDT
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Spezialität: Dreipunktewürfe. "Jimmy schießt ständig mit einer Quote von über 50 Prozent. Für einen Spieler, der seine Würfe von weit draußen nimmt, ist das eine sagenhafte Quote", lobt ihn sein Trainer.
Zwei Mal hat Jimmy in dieser Saison sogar schon das Kunststück fertig gebracht, mehr als 40 Punkte in einem Spiel machen. Weder die Gegenspieler des TV Rockenhausen noch des MJC Trier konnten ihn da stoppen.
Als sportliches Vorbild nahm er sich schon in frühester Jugend niemand Geringeren als die lebende Basketball-Legende Michael Jordan. Lauter: "Wenn man jung ist, versucht man halt, ihn zu imitieren, seine Bewegungen nachzuahmen. Aber ich denke, mittlerweile habe ich meinen eigenen Stil gefunden." Von seinem Talent her hätte ihm Mariusz Dziurdzia sogar die erste oder zweite Liga zugetraut. Aber leider ist er für seine Position mit 1,83 Meter etwas zu klein.
Trotzdem. "Er hat das, was man ein ,lockeres Händchen nennt", sagt Dziurdzia. "Er schießt unheimlich schnell und präzise. Für die hohen Ligen müsste er auf seiner Position aber mindestens 1,95 Meter oder sogar noch größer sein, sonst macht das kaum Sinn." Lauters Pech ist das Glück von Saarlouis. Denn Dziurdzia erwartet viel von Jimmy. "Er ist erst 21 Jahre alt. Mal sehen, wie weit er es noch bringt. Ich hoffe natürlich, dass er so lange wie möglich für Saarlouis spielt." Dort ging er im Jugendbereich schon einmal auf Korbjagd. Nach dem Beginn in der C-Jugend des TBS Saarbrücken lotste ihn der damalige Saarlouiser Trainer Timo Kroke zum TVS. Als Kroke vor vier Jahren ging, ging auch Lauter zurück zum TBS und spielte dort in der Bezirksliga. Zu niedrig, wie Mariusz Dziurdzia fand: "Ich wollte, dass er mit seinem Talent vernünftig und hochklassig Basketball spielen kann und nicht in der Bezirksliga bleiben muss." Also sprach er ihn an, und Jimmy kam zurück. So sind beide Seiten zufrieden. Jimmy hat ein gutes Training und kann sich in einem Spitzenteam der Oberliga weiterentwickeln. Bald wollen die Saarlouiser in die Regionalliga aufsteigen - mit einem "Scharfschützen" wie Jimmy Lauter dürfte das nicht unmöglich sein.Doch zunächst geht es für den TVS und Jimmy Lauter um den BVS-Pokal. Im Halbfinale treffen die Royals heute, 20.30 Uhr, auf den Landesligisten BBC Bous. Sollte Saarlouis dort siegen, treffen sie im Finale entweder auf Illingen oder Völklingen (Sonntag, 19.30 Uhr, Kreissporthalle Saarlouis).
Saarbrücker Zeitung vom 13.02.2003
Der Riese gibt nicht auf
Basketballer Frank Willim kehrt zu seinen Wurzeln zurück - Saarlandpokal am Wochenende
Von SASCHA SPRENGER
Saarlouis. Ihm standen als Basketballer alle Türen offen. Erst- und Zweitligisten klopften an seine Tür, wollten Frank Willim verpflichten. Der 2,10-Meter-Riese aus Schiffweiler hatte es gerade in die U-20-Nationalmannschaft geschafft und die Talentsucher der Bundesligen auf sich aufmerksam gemacht. Ulm, Gießen, Bamberg, Rhöndorf - der damals 19-Jährige hätte sich fast aussuchen können, wohin er geht. "Den Vertrag aus Bamberg habe ich noch heute", sagt Willim etwas schwermütig. "Sogar eine Lehrstelle hatte mir der Verein schon besorgt. Ich hätte beim Kooperationspartner Breitengüßbach in der Zweiten Liga spielen können und mit dem Bamberger Erstliga-Kader trainieren können." Und sich vielleicht sogar bis in die Eliteliga vorspielen können. Doch das Risiko schien ihm zu hoch, so dass er in letzter Sekunde noch absagte. "Ich war mitten in der Ausbildung. Wenn dann etwas nicht geklappt hätte, hätte ich schlecht
Überragend Mit seinen 2,10 Metern ist Frank Willim unter dem Korb nur schwer zu stoppen. Am Wochenende kämpft er mit dem TV Saarlouis in der heimischen Kreissporthalle um den Saarlandpokal. FOTO: RUPPENTHAL
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dagestanden." Dass die Bundesligen ein knallhartes Geschäft sind, das machte ihm auch sein damaliger Trainer Hermann Paar klar. Und er schlug ihm vor, noch ein Jahr in Saarlouis zu bleiben. Denn der TVS klopfte damals als Regionalliga-Dritter ebenfalls an die Tür zur Zweiten Liga. Willim blieb.
Das war 1998. Jetzt trauert er dieser Chance hinterher. "Heute bin ich der Meinung, ich hätte es machen sollen. Vielleicht hätte ich mich sogar durchgesetzt. Aber auch so gebe ich nicht auf. Ich will hart an mir arbeiten und sportlich noch weiterkommen." 1998 heuerte er zunächst in Kaiserslautern an. Dort schaffte er den Aufstieg in die Regionalliga. Die Pfälzer stiegen vergangenen Sommer sogar in die Zweite Bundesliga auf. Doch Willim saß oft nur auf der Bank - der Verein baute auf hoch bezahlte Ausländer. Da kam der Anruf des Trierer Managers Frank Baum gerade recht. Er bot ihm an, mit dem Bundesliga-Team der TVG zu trainieren und in der Zweiten Mannschaft zu spielen. Nach einem Jahr hartem Training sollte er in der ersten Mannschaft eine Chance bekommen. Doch als der damalige Trierer Trainer Don Beck nicht auf ihn setzte und Manager Baum als Co-Trainer nach Leverkusen ging, sah Willim keine Perspektive.
Nun geht er wieder für den TV Saarlouis in der Oberliga auf Korbjagd. Der Kontakt mit Trainer Mariusz Dziurdzia war über die Jahre nie abgerissen. "Mariusz hatte mir damals auch geraten wegzugehen", erzählt Willim. "Er hat meine Karriere immer im Auge gehabt. Nach einem Gespräch mit ihm war klar, dass ich wieder nach Saarlouis zurückkehre. Hier habe ich ein klasse Training und eine Mannschaft mit jungen, hungrigen Spielern. Mir kann nichts besseres passieren." Sein erstes Ziel: der Saarlandpokal. Das Endturnier der besten Vier um diese Trophäe beginnt am Freitag in der Kreissporthalle Saarlouis, und alles deutet auf ein Endspiel gegen den alten Rivalen aus Völklingen hin (Sonntag, 19.30 Uhr).
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